Bericht der Linzer Straßennamenkommission

Aus LinzWiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Im November 2022 wurde der Bericht der Linzer Straßennamenkommission veröffentlicht. Darin wurden 64 Linzer Straßennamen wissenschaftlich untersucht, deren Namensgeber historisch belastet sind. Vier Namensträger und damit Straßen wurden als stark belastet eingestuft, weitere 21 als unmittelbar problematisch.

Im April 2023 wurden nach den Empfehlungen der Kommission die ersten vier Straßen umbenannt.

Auftrag an die Kommission

Im Juli 2019 fasste der Gemeinderat der Stadt Linz den einstimmigen Beschluss, die Linzer Straßennamen bzw. die Personen, nach denen die Verkehrsflächen benannt sind, zu überprüfen. Der Auftrag des Gemeinderates war sehr umfassend formuliert: Es sollten alle Belastungen in Bezug auf Nationalsozialismus, Antisemitismus, Rassismus, autoritäres Gedankengut oder aus anderen Gründen ermittelt und dokumentiert werden.

Problemfälle

Der Bericht hat ausgehend von den zum Untersuchungszeitpunkt 566 nach Personen benannten Straße insgesamt 184 Personen untersucht. Davon wurden 96 näher betrachtet. 64 davon wurden im Bericht als "Problemfälle" im weitesten Sinne gewertet.

Es wurden dazu fünf Kategorien aufgestellt, in die die Personen eingeordnet wurden:

  • Kategorie 1: aktives Handeln und extrem starke Propagierung von gruppenspezifischer Menschenfeindlichkeit
  • Kategorie 2: stabiler Spur im Erwachsenenleben (Funktion in Parteien und Organisationen, zu deren Wesenskern Rassismus, Antisemitismus und antidemokratische Einstellung gehören)
  • Kategorie 3: keine stabile Spur (z.B. einfache Mitgliedschaft in solcher Organisation, wie NSDAP)
  • Kategorie 4: kein Diskussionsbedarf aufgrund der Quellenlage
  • Kategorie 5: Verdachtsmomente, aber kein zwingender Nachweis

Es wurden 4 Fälle in Kategorie 1 eingeordnet, 21 in Kategorie 2 und weitere 39 in Kategorie drei. Bis auf einen Fall in Kategorie 5 landeten die übrigen untersuchten Personen in Kategorie 4.

Kategorie 1 (aktives Handeln, extrem starke Propagierung)

Hans Pfitzner, Komponist (Pfitznerstraße): Pfitzner trat früh als überzeugter, radikaler Antisemit auf und propagierte Antisemitismus im Bereich der Musik. Er betrieb NS-Wahlpropaganda und verharmloste den Nationalsozialismus und den Holocaust auch noch nach dem Ende der NS-Herrschaft.

Ferdinand Porsche, Konstrukteur (Porscheweg): Porsche nahm eine zentrale Funktion in der NS-Kriegswirtschaft ein und förderte aktiv die Zwangsarbeit von Kriegsgefangenen und KZ-Häftlingen. Dabei nahm er deren Tod sowie den Tod ihrer Kinder durch unmenschliche Zustände in den Lagern in Kauf.

Franz Resl, Unterhaltungskünstler (Reslweg): Resl vertrat als NS-Propagandist einen radikalen Antisemitismus und war als Ratsherr Teil der nationalsozialistischen Linzer Stadtverwaltung.

Johannes Maria Gföllner, Bischof (Gföllnerstraße): Gföllner propagierte öffentlich und einflussreich Antisemitismus und nahm bei der Abschaffung der Demokratie in Österreich eine zentrale Rolle ein.

Kategorie 2 (stabile Spur im Erwachsenenleben)

Kategorie 3 (keine stabile Spur)

In dieser Kategorie sind weitere 39 Personen eingeordnet.

Walk of Fem

Auch die auf dem Walk of Fem geehrten Damen wurden von der Kommission untersucht. Dabei wurden drei Damen als historisch belastet erachtet: Berta Hackel, Louise Kartousch und Friederike Stolz. Diese drei sollen im Frühjahr 2023 durch andere ehrungswürdige Damen ersetzt werden.[1]

Konsequenzen

Anfang April 2023 wurden nach in der Kategorie 1 eingeordneten Personen benannten Straßen umbenannt. Aus der Pfitznerstraße wurde die Nauheimerstraße, aus dem Reslweg der Meinhartweg, der Porscheweg wurde zum Wittgensteinweg und die Gföllnerstraße zur Sterneggstraße.

Quellen