Rudolfstollen

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Rudolfstollen
Nutzung Luftschutz-Stollen
Bezirk Pöstlingberg und Urfahr
PLZ 4040
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Der Rudolfstollen ist ein Luftschutz-Stollen mit einer heutigen Gesamtlänge von 1323 Metern im Linzer Nordwesten, in den Bezirken Pöstlingberg und Urfahr an der Rudolfstraße gelegen. Er befindet sich im Spatzenberg, dem östlichen Ende der Urfahrwänd. Das im Zweiten Weltkrieg von 1943 bis 1944 durch Privatfirmen, aber auch KZ-Häftlingen und Kriegsgefangenen (unter anderem italienische Militärinternierte) errichtete Stollensystem sollte tausenden Menschen aus Alt-Urfahr West im Falle eines Luftangriffes feindlicher Bomber Schutz bieten.

Anlage

Der Stollen wurde im Juni 1943 in Auftrag gegeben, die Errichtung sollte 150.460 Reichsmark kosten (in der Endabrechnung schließlich 29.528 RM, der Kostenvoranschlag war wohl für mehr als dieses eine Projekt?). Genutzt wurde der bestehende Felsenkeller (teilweise Rudolfskeller genannt, heutiger Eingang 1), der zuvor von der Poschacher Bierhalle als Felsenkeller genutzt worden war. Im wesentlichen fertiggestellt wurde er bereits 1944. Erwiesen ist aber auch, dass noch am 5. Mai 1945 - dem Tag des Einmarsches der US-Amerikaner in Linz - ein italienischer Militärinternierter (ähnlich Kriegsgefangener) im Tunnel tätig war und eine Nachricht hinterließ.

Die Errichtung erfolgte großteils mittels Sprengungen. Eine Bergbahn zum Materialtransport führte entlang des Hauptganges. Im nordöstlichen Bereich waren aufgrund des instabileren Berges Sicherungsmaßnahmen (Ziegelgewölbe) notwendig.

Eingänge

Das Stollensystem verfügt über vier Eingänge, davon sind drei heute noch nutzbar:

  • Eingang 1, der ehemalige Rudolfskeller, gegenüber von Haus Rudolfstraße 73, wird heute noch von der Stadt Linz als Lagerraum genutzt.
  • Eingang 2, beim Haus Rudolfstraße 86
  • Eingang 3, beim Steinbruch außerhalb der Stadt, heute Teil der Baustelle der Westringbrücke
  • ehemaliger Eingang 4, beim Haus Berggasse 6, zugemauert

Tunnel

In der ersten Ausbauphase wurden die nahe beieinander liegenden Eingänge 1 und 2 in einem Bogen verbunden. Von diesem führte ein Gang (in Erhard Fritsch et al als Hauptgang bezeichnet) in ostnordöstlicher Richtung in den Berg. Dieser Gang schwenkt schließlich in südwestliche Richtung und erreicht so den Eingang 3 beim Steinbruch an der Donau. Die Gesamtlänge dieses Ganges beträgt insgesamt rund 400 Meter.

In der zweiten und dritten Ausbaustufe wurde nordwestlich der Eingänge 1 und 2 Quertunnel errichtet und auch in Richtung des Eingangs 4 gegraben. Erst in der vierten Ausbaustufe wurde der Eingang 4 in der Berggasse erreicht, dort auch weitere Nebentunnel errichtet. In dieser Phase wurden auch links und rechts des bestehenden Tunnels zum Eingang 3 beim Steinbruch jeweils ein Paralleltunnel errichtet.

Die Gangbreite schwankt in den meisten Bereichen zwischen 2,5 und 3,5 Metern. Die Raumhöhe erreicht stellenweise an die 3 Meter.

Geologie

Der Stollen befindet sich in weiten Teilen im stabilen Fels, der aus Perlgneis besteht. Nur der nordöstliche Bereich um den Eingang 4 weißt größere Lehm- und Löß-Ablagerungen auf, hier mussten rund 178 Meter Stollenlänge mit Ziegelgewölbe stabilisiert werden. Durch das eindringende Wasser haben sich in der vergleichsweise kurzen Bestandszeit Tropfsteine und umfangreiche Versinterungen gebildet, die das zu erwartende Ausmaß übersteigen.

Nutzung

Nutzung als Luftschutzstollen

Der Luftschutzstollen hätte rund 3.600 Personen als Zuflucht dienen sollen, die im Kernbereich des Einzugsgebietes wohnhaft waren. Dieser Bereich umfasste die westlichen Bereiche von Alt-Urfahr West bis zur Webergasse, Kapellenstraße im Osten, und un Norden die Bereiche bis zum südlichen Teil der Brennerstraße. Weitere 1.480 Personen aus der Randzone - im wesentlichen ein Block über den Kernbereich hinaus - hätten ebenfalls Schutz gefunden. Insgesamt sollten also 4.780 Personen im Stollen Zuflucht finden können. Abweichend davon wird die Kapazität teilweise mit bis zu 9.000 Personen angegeben.

Nutzung nach dem Krieg

Offiziell genutzt wurde nach dem Krieg nur der alte Felsenkeller beim Eingang 1. Dieser dient bis heute der Stadt Linz als Lagerraum.

Alle Eingänge sind heute fest verschlossen und nicht (öffentlich) zugänglich. Eingang 4 ist sogar überhaupt zugemauert und nicht mehr in Betrieb. Bevor dies geschah, wurden die Eingänge 4 und 2 insbesondere von Jugendlichen gerne als Partyraum und "Liebesnest" (so die Beschriftung in einem Raum nahe dem Eingang 4) genutzt, oder als abenteuerliche Erkundungsmöglichkeit. Auch wurde nach dem Krieg - wohl von der Not leitenden Bevölkerung - das verwertbare Inventar des Stollens genutzt, etwa die aus Holz errichteten Bodenschwellen der Grubenbahn. Auch nach dem Verschluss des Stollens durch die Stadt Linz wurden die Eingänge - insbesondere der nur schwer einsehbare Eingang 3 im Steinbruch - wiederholt aufgebrochen.

Der Eingang 2 befindet sich im Baugebiet der Westringbrücke. Der Eingang dürfte sich zukünftig nordöstlich des Tunnelportals der Brücke, hinter dem Betriebsgebäude befunden. Vor Beginn der Bauarbeiten hatte sich im Eingangsbereich ein Wasserstau gebildet. Aufgrund der Bauarbeiten wurde der Stollen zuvor auch wissenschaftlich umfangreich erkundet und unter anderem eine 3D-Vermessung durchgeführt, die im Internet verfügbar ist[1].

Jugendliche Amateurforscher erstellten im Juni und Juli 1969 einen ersten Plan aus der Nachkriegszeit. Eine städtische Erkundung und professionelle Vermessung erfolgt 1975/1976. Im Jahr 1978 wurde der Stollen von der Stadt Linz (über Privatfirmen) gereinigt und gesichert, insbesondere wurden die Eingänge wiederum dicht verschlossen. Während dieser Aktion wurden die wichtigsten Kreuzungspunkte auch mit Nummerierungen verstehen, was die weitere Dokumentation erleichterte.

Zu Halloween 2001 veranstaltete der Linzer City Bund das 1. Urfahraner Höllenfest im Felsenkeller. Dieser war dabei erstmals seit dem Zweiten Weltkrieg zugänglich. Zumindest seit damals besteht eine Tür vom Felsenkeller in den Tunnel.

Quellen

  • Erhard Fritsch et al: Der Rudolfstollen in Linz-Urfahr (Österreich) und seine Umgebung. Eine naturwissenschaftlich-historische Bestandsaufnahme. Denisia 38. Linz, 2016.

Weblinks